HR Consulting Alexander Wozak

Warum die Technik mehr Frauen braucht

Kategorien:
Digitalisierung

Im Interview mit der Technikerin Dipl.-Ing. Linda Wagner, BSc wurde klar, dass noch in vielen Köpfen Vorurteile gegenüber technischen Berufen herrschen. Damit räumen wir heute auf!


Linda ist 30 Jahre alt und hat das Studium Digitale Medientechnologie, Masterklasse Experimentelle Medien, an der FH St. Pölten absolviert. Momentan arbeitet Sie als Grafikerin und Multimedia-Designerin. Den Vorteil eines technischen Berufs sieht sie in der strategischen und selbstständigen Problemlösung. Die schnelle Weiterentwicklung der Technik eröffnet immer mehr Möglichkeiten in den verschiedensten Tätigkeitsbereichen.  

Warum glaubst du, dass wir Frauen in der Technik brauchen? 

Es gibt dabei zwei Seiten. Die Sicht der Firma und die der Frau. Ein Unternehmen profitiert von einem gemischten Team, denn dadurch bietet sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Stärken. Frauen wird teilweise noch immer von der Familie geraten, „typische Frauenberufe“ zu ergreifen, da diese angeblich zu den „natürlichen Stärken“ einer Frau gehören. Dort verdient man aber meist schlecht. Doch in der Technik haben Frauen nicht nur die Möglichkeit, mehr zu verdienen, auch Kreativität sowie künstlerisches Arbeiten lässt sich besser mit einer technischen Karriere vereinbaren, als viele denken.

Was hat dich bewegt, in die Technik zu gehen? 

Ich war in meinem ehemaligen Job zwar gestalterisch tätig, stieß aber oft an meine Grenzen, da mir das entsprechende technische Wissen fehlte. Meine Freundin, die Medientechnik an der FH St. Pölten studierte, konnte sich kreativ ausleben. Das wollte ich auch. Durch das technische Studium kann ich das heute. 

Was willst du jungen Absolventen der Mittelschule mitgeben, um sich für eine technische Ausbildung zu entscheiden? 

Bleibt für alle Studienrichtungen offen! Viele klingen technischer, als sie es sind. Geht nicht nur auf die BEST, sondern auch zu den einzelnen Hochschulen. Dort wird euch der Studienalltag und die Lehrinhalte greifbarer gemacht. Ihr habt die Chance, mit StudentInnen zu sprechen, die das Studium bereits durchlaufen haben. Dadurch könnt ihr euch ein besseres und realistischeres Bild machen. Habt vor allem keine Angst, wenn ihr die Studieninhalte nicht vollständig versteht oder noch keine Erfahrungen damit habt, denn ihr geht dorthin, um es zu lernen!

Wie ist der Frauenanteil im Joballtag, wie sind deine Erfahrungen dahingehend? 

Meine Erfahrungen sind positiv, denn meine männlichen Kollegen behandeln mich nicht nur gleichwertig, sie unterstützen mich auch aktiv. Wenn ich mich in einem Gebiet nicht auskenne, dann hilft mir ein erfahrener Kollege, statt mir Steine in den Weg zu legen.

Der Frauenanteil hängt jedoch stark vom Gebiet ab. Im Studium der Medientechnik ist der Anteil hoch, etwa 40 Prozent sind weiblich. Bahntechnikerinnen gibt es, meiner Erfahrung nach, wiederum wenige. Auch in der Mathematik ist der Frauenanteil tendenziell geringer. Das rührt meines Erachtens daher, dass Frauen immer ermutigt wurden, etwas Kommunikatives oder Kreatives zu machen. Diese Klischees sind heute noch in den Köpfen verankert, aber eher in denen der Eltern. Sie beeinflussen damit oft maßgeblich die Kinder. Ich bin aber optimistisch, dass sich das in Zukunft ändern wird. Viele werden hinsichtlich der Berufswahl ihres Nachwuchses wesentlich aufgeschlossener sein als heute.

Warum wollen so viele NICHT in die Technik? 

Wie bereits gesagt, tragen die Klischees und die Angst vor geringen Frauenanteil im Job dazu bei. Manchen Frauen fehlt es leider an Selbstbewusstsein und auch Selbstverständnis, dass sie sich eine Ausbildung oder Beruf in der Technik zutrauen. 

Was würdest du machen, damit mehr Frauen in die Technik gehen? 

Ich würde für mehr Nähe an Schulen sorgen. FIT (Frauen in die Technik), für die ich nebenberuflich arbeite, engagiert sich für dieses Thema. Meine Kolleginnen und ich halten im Rahmen dieses Projekts Vorträge an Schulen, beantworten Fragen über unser Studium (aus dem Bereich Naturwissenschaften und Technik) und geben auch wertvolle praktische Tipps für eine Karriere bzw. ein Studium in unserem Bereich.

Du hast dein erstes Studium der Publizistik abgebrochen. Warum hast du dich entschlossen, danach in die Technik zu wechseln?
Ich persönlich habe das Publizistikstudium abgebrochen, weil es mir zu wenig praxisnah war und ich stattdessen einen Job im Marketing und der Kommunikation begonnen habe. Mein anschließendes Studium, an der FH St. Pölten, habe ich von Beginn an als sehr praxisorientiert erlebt, was perfekt zu mir und meinen Vorstellungen gepasst hat. 

Wird man in Zukunft als Absolvent von Publizistik einen Job bekommen, besonders in Hinblick auf die KI (Künstliche Intelligenz)? 

Ja, auch Absolventen der Publizistik werden in Zukunft nach wie vor in den verschiedensten Bereichen gebraucht werden, zum Beispiel im Bereich der Kreierung von Content. Selbst wenn künstliche Intelligenz eines Tages soweit sein wird, selbstständig überzeugende und lesbare Inhalte zu erstellen, werden die KonsumentInnen weiterhin wissen wollen, was beispielsweise eine Redakteurin oder ein Redakteur über ein gewisses Thema denkt. Ich sehe KI also eher als Ergänzung, denn als Ersatz. 

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